Wein und Geschichte
Die Geschichte des Rebstocks ist älter als die der Menschheit. Im Erdzeitalter des Tertiär (Beginn vor 60 Millionen Jahren) waren in großen Teilen des heutigen Europas, Nordamerikas und Asiens verschiedene Formen von Wildreben verbreitet.
Fossile Reben in steirischen Braunkohlelagern beweisen, daß dies auch bei uns der Fall war.
Die Geschichte des Weinbaus und die Weinbereitung in primitiver Form geht vermutlich bis in die Steinzeit zurück.
Erstmalig belegt wird dies durch Funde von Traubenkernen und einer Traubenpresse 25 km südwestlich von Damaskus (8000 vor Chr.). Archäologische Forschungen ergaben, daß es in Mesopotamien und Ägypten schon vor mehreren tausend Jahren eine blühende Weinkultur gab.
Durch das Handelsvolk der Phönizier gelangte der Weinbau nach Griechenland und von dort nach Süditalien und nach Südfrankreich.
In der Antike wurde Wein so wie wir ihn kennen nicht getrunken. Er wurde mit Feigen, Datteln, Rosinen etc. angesetzt.
Ein Ausspruch, der bis heute nichts von seiner Aktualität verloren hat: "Die Reinheit des Weines ist sein größter Wert, unvermischt mit anderen Stoffen ist der Wein am gesündesten" (Gaius Plinius Secundus 24-79 nach Chr.).
ÖSTERREICH
Durch Ausgrabungen ist belegt, daß schon vor der römischen Besetzung von den Kelten in primitiver Form Weinbau betrieben wurde.
Als Kaiser Probus (280 nach Chr.), das von Kaiser Domitian (91 nach Chr.) verfügte Anbauverbot nördlich der Alpen wieder aufhob, entstanden entlang der Donau, am Neusiedlersee, am Eisenberg und in der Steiermark, blühende Weinkulturen.
Nach dieser ersten Blütezeit erlebte der Weinbau in Österreich immer wieder Höhen und Tiefen. Mit dem Zusammenbruch des römischen Reiches und in den Wirren der Völkerwanderung verlor der Weinbau an Bedeutung.
Erst mit der Christianisierung im Mittelalter verbreitete sich der Weinbau wieder. Klöster und Stifte waren die großen Pioniere des Weinbaus. Sie sicherten sich neben dem Adel im Laufe des Mittelalters einen Großteil der besten Lagen (Die Besitzverhältnisse haben sich bis heute kaum verändert).
Der Wein war damals nicht nur als Genußmittel, sondern auch für kultische Zwecke (Blut Christi) und als Medizin von Bedeutung.
Im 16. Jahrhundert erreichte der Weinbau in Österreich seine größte Ausdehnung. Die Weinbaufläche war rund zehn mal so groß wie heute.
Im selben Jahrhundert begann man in Bayern und in Böhmen im großen Stil mit dem Bierbrauen. Die Trinkgewohnheiten verschoben sich in Richtung Bier, die Abgabenbelastung auf Wein war sehr hoch, und die Folgen des 30jährigen Krieges waren mit ausschlaggebend, daß es wieder einmal zum Niedergang des Weinbaus kam.
Erst unter Maria Theresia und ihrem Nachfolger Joseph II, erholte sich der Weinbau und ihre Wirtschaft.
STEIERMARK
In der Steiermark erreichte im 16. Jahrhundert der Weinbau seine größte Ausdehnung. Damals wurde bis in die Obersteiermark (Ennstal) Weinbau betrieben.
1784 wurde von Joseph II, mit einer Zirkularverordnung dem Weinbauer das Recht ausgesprochen, eigenen Wein auszuschenken und Hausgemachtes zu verabreichen. Mit dieser bis heute gültigen Berechtigung entstanden die Buschenschenken.
Durch das Schaffen von Erzherzog Johann gab es einen enormen Aufschwung des steirischen Weinbaus. Auf seinem Musterweingut in der Nähe von Marburg, ließ er neue Pflanz- und Erziehungsmethoden studieren und brachte neue Rebsorten in die Steiermark (Ruländer, Riesling, Sauvignon Blanc). Die von ihm gegründete Landwirtschaftsgesellschaft erwarb sich bei der Bekämpfung der Reblaus große Verdienste.
REBLAUS
Die Reblaus wurde aus Amerika importiert und fand in den europäischen Rebkulturen ein gefundenes Fressen (Im wahrsten Sinne des Wortes). Sie wurde erstmals 1863 in Frankreich festgestellt. Sie vernichtete dort 2,5 Millionen Hektar Rebfläche und verbreitete sich katastrophenartig über ganz Europa.
In Österreich tauchte sie erstmals 1872 auf und stellte auch unsere Weinwirtschaft vor ein echtes Existenzproblem.
Nach unzähligen zum Teil oft kuriosen Gegenmaßnahmen, begann man in Frankreich im Jahre 1880 mit der Umpfropfung auf amerikanische Unterlagsreben. Es hatte sich herausgestellt, daß diese Reblausresistent waren. Es war die einzige Gegenmaßnahme die erfolgversprechend war. Heute sind fast 90 % der weltweiten Rebfläche auf amerikanische Unterlagsreben veredelt, und die Reblaus praktisch unter Kontrolle.
Durch die Veredelung auf Unterlagsreben verzögerte sich die Reifezeit um 8-10 Tage. Dadurch kam klimabedingt der Weinbau in den nördlichen Teilen der Steiermark zum erliegen.
Dennoch war zu jener Zeit die Steiermark mit 34.000 Hektar das größte und bedeutenste Weinbaugebiet innerhalb der österreichisch-ungarischen Monarchie.
Mit Abtrennung der Untersteiermark nach dem ersten Weltkrieg verringerte sich die Rebfläche von 34.000 auf 8.000 Hektar. Infolge der schwierigen Arbeitsbedingungen. Abwanderung aus dem plötzlich entstandenen Grenzgebiet und der Trend vom Land in die Stadt (jetzt eher umgekehrt) sank die Rebfläche auf bedeutungslose 1.900 Hektar.
Dank gezielter Förderungen, einer innovativen jungen Generation, die mit viel Engagement Weinbau betreibt, stieg die Rebfläche auf nunmehr rund 3.000 Hektar und ist im Steigen begriffen.
WEIN & GESUNDHEIT
Wein ist nicht nur ein Genußmittel, sondern fördert nachweislich auch die Gesundheit.
Er erweitert die Gefäße, vermindert die Aggregationsfreudigkeit der Thrombozyten, erhöht den Gehalt an HDL-Colesterin, senkt den Spiegel des LDL Cholesterins, wirkt durch seine antioxidative und antiöstrogene Wirkung krebshemmend und verbessert die Wirksamkeit von Insulin. In Maßen genossen wird er der Gesundheit dienen und, wie ebenfalls wissenschaftlich bewiesen werden konnte, im Gegensatz zu Biergenuß macht Wein nicht dick.
Resümee aus einem Artikel von Univ. Prof. Dr. Wilfried Ilias Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Wien.